Gefühle unterdrücken im Arbeitsleben?

Emotionen verstecken verheimlichen unerwünscht

Arbeit und Gefühle, wie passt das eigentlich zusammen? Wenn ich auf meine eigenen Erfahrungen in der Arbeitswelt zurückblicke, dann stelle ich fest: ganz häufig werden Gefühle unterdrückt. Sie werden häufig als ungebetene Gäste angesehen. Im Job wird von uns häufig Sachlichkeit und absolute Ausgeglichenheit erwartet. „Halte die Gefühle am besten aus dem Gespräch heraus“ ist ein Satz, den wahrscheinlich jeder von uns schon mehrfach gehört hat.

Ich möchte an dieser Stelle Einspruch einlegen: Gefühle unterdrücken – Das wäre ja so, als ginge nur ein Teil von uns zur Arbeit. Freude, Vertrauen, Überraschung, Dankbarkeit, Hoffnung, Liebe, aber auch Kummer, Schmerz, Furcht und Angst sind untrennbar mit unserem Dasein als Mensch verbunden. Zudem haben Studien gezeigt, dass glückliche Menschen häufig erfolgreich in ihrem Job sind und bessere Leistungen erbringen. Ist das nicht wunderbar? Du musst also nicht auf den beruflichen Erfolg warten, damit du glücklich wirst. Andersherum geht es auch!

Emotionen verheimlichen im Arbeitsleben

Gefühle unterdrücken? Lieber nicht!

Ich vergleiche unsere Gefühle gerne mit einem Wasserball, den wir mit uns herumtragen. Versuchen wir, Gefühle zu unterdrücken – den Wasserball also unter Wasser zu halten, so kostet das eine ganze Menge Energie. Rutscht er uns allerdings aus den Händen und gerät an die Wasseroberfläche, passiert das meist mit ganz schön viel Schwung: Die Gefühle suchen sich ihren Weg aus uns heraus – und zwar mit voller Wucht.

Besser, als unseren Wasserball unter Wasser zu drücken ist es, sich mit ihm an der Oberfläche zu beschäftigen: Schauen wir bewusst hin, welches Gefühl sich gerade in uns bemerkbar macht. Anstatt das Gefühl zu unterdrücken, sollten wir versuchen, es anzunehmen und uns zu fragen:

Woher kommt es und was möchte es uns sagen?

Angst, die uns zuruft „Pass auf, sei vorsichtig!“, kann beispielweise unser Beschützer sein. Freude kann uns aktivieren oder sogar beflügeln.

Übung für positive Emotionen

Stift und Kaffee sind die Lösung

Empirische Befunde zeigen, dass Menschen, die sich in einer positiven Stimmung befinden, schneller ausgefallene Lösungen für Probleme entwickeln. In ihrem Umfeld achten sie verstärkt auf das, was sie mit anderen Menschen verbindet und weniger auf die Unterschiede. Und es kommt noch besser: Wenn wir unseren inneren Fokus auf die positiven Emotionen richten und diese so verstärken, fühlen wir uns zufriedener und glücklicher und trauen uns eher, kreative Wege einzuschlagen – das gilt sowohl für unser Privatleben als auch für unsere Arbeit.

Wie kann es uns also gelingen, die positiven Gefühle zu verstärken?

Hier kommt ein einfacher Tipp: Klemme dir für eine Minute einen Stift zwischen die Zähne. Deine Mundwinkel können dann gar nicht anders, als sich zu einem Lächeln zu verziehen. Und dein Gehirn wird dir ohne weitere Diskussion glauben, dass es dir gut geht und das wirst du auch direkt fühlen können.

Und was machen wir mit den negativen Gefühlen?

Auch dafür habe ich einen Vorschlag: Laden sie doch einfach mal zum Kaffee ein und fragen sie, woher sie kommen, und was sie dir mitteilen möchten. Nach dem Kaffeetrinken begleitest du sie dann höflich hinaus und wendest dich wieder den positiven Gefühlen zu. So kannst du deine Gefühle bewusst durch kognitive Entscheidungen regulieren. Versuche es!

Symptome von unterdrückten Gefühlen

Wenn du Gefühle im Arbeitsleben unterdrückst, äußert sich dies durch vielfältige Symptome, die sowohl deinen Körper als auch deine Psyche betreffen können. Diese Anzeichen sind wichtige Signale, die darauf hinweisen, dass es Zeit ist, sich mit den unterdrückten Gefühlen auseinanderzusetzen. Hier sind einige der häufigsten Symptome:

1. Körperliche Symptome:

  • Rücken- und Kopfschmerzen, die sich als ständige Begleiter zeigen.
  • Schlafstörungen und anhaltende Müdigkeit, die von einem belasteten Gemütszustand zeugen.
  • Bauchschmerzen, die mehr als nur körperliche Unannehmlichkeiten sind.
  • Nervosität und Unruhe, die auf eine innere Anspannung hinweisen.
  • Therapieresistente Beschwerden und unerklärliche körperliche Reaktionen, die ihre Ursache in unterdrückten Emotionen haben könnten.

2. Psychische Symptome:

  • Traurigkeit, die sich als emotionale Belastung manifestiert.
  • Antriebs- und Motivationslosigkeit, die die Freude an der Arbeit beeinträchtigen kann.
  • Fehlende Konzentration, ein Zeichen dafür, dass die emotionalen Herausforderungen den Fokus beeinflussen.
  • Vergesslichkeit, die auf die Überlastung des Geistes durch unterdrückte Gefühle zurückzuführen sein kann.
  • Angst, die aus nicht verarbeiteten Emotionen resultieren kann.
  • Innere Leere, die sich als emotionales Vakuum präsentiert.
  • Ungesunde Verhaltensmuster, die als Kompensation für unterdrückte Gefühle dienen.

Es ist entscheidend zu verstehen, dass unterdrückte Gefühle nicht nur auf die Psyche, sondern auch auf den Körper wirken können. Diese Symptome dienen als Alarmsignale und sollten als Anlass genommen werden, sich mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen. Bei Bedarf ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die unterdrückten Gefühle zu verarbeiten.

 

Unterdrückte Gefühle Anzeichen

 

Bist du unzufrieden mit deiner Arbeit? Grübelst du viel darüber nach? Bist du abends schlecht gelaunt und ausgelaugt? Ich habe auf meiner Seite ein Tool für dich, das dir mehr Klarheit über deine Gefühle geben wird:

Tool Gefühlsprotokoll

Literatur:

  • Bechara et al. (2000) Emotion, decision making and the orbitofrontal cortex. Cerebral Cortex, 10(3), 295 – 307
  • Fredrickson, B.L. & Branigan, C. (2005) Positive emotions broaden the scope of attention and thought-action repertoires. Cognition & Emotion, 19(3), 313-332.
  • Rose, N. (2019) Arbeit besser machen. Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung. Haufe Verlag. Freiburg
  • Rose, N. (2021) Management Coaching und Positive Psychologie. Stärken stärken, sinnvoll wachsen. Haufe Verlag, Freiburg
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert