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In diesem Blogbeitrag geht es um die Frage, wie man seine Stärken herausfindet und warum es wichtig ist, diese im Alltag und insbesondere im Berufsleben zu nutzen. Wenn wir unsere Stärken im Alltag einsetzen können, gibt uns das Energie und ein Gefühl der Zufriedenheit. Kennst du deine Stärken?
- Was macht dir besonders viel Freude?
- Was kannst du richtig gut?
- Und bei welcher Tätigkeit findest du Erfüllung?
Falls du diese Fragen nicht aus dem Stegreif beantworten kannst, musst du dir keine Sorgen machen.
Ich zeige dir in diesem Beitrag zwei Möglichkeiten herauszufinden, was deine persönlichen Stärken sind.
Doch zuerst sollten wir uns die Frage stellen: Was sind Stärken eigentlich?
Stärken sind überdauernde Muster von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen (Biswas-Diener 2010). Forscher haben in einem mehrere Jahre andauernden Projekt insgesamt 24 Charakterstärken herausgearbeitet.
Stärkenübersicht
Stärken herausfinden: Weshalb das Nutzen unserer Stärken wichtig ist.
Es verleiht uns Energie und ein Gefühl der Authentizität, wenn wir unsere Stärken einsetzen können. Wir haben den Eindruck, ganz wir selbst zu sein, können uns besser konzentrieren, erbringen bessere Leistungen und können auch mit Rückschlägen besser umgehen. Außerdem erhöht sich unsere Bereitschaft, Neues zu entdecken und wir nehmen unser Tun als sinnvoll wahr.
Nico Rose (2021) beschreibt Stärken auch als „Form von Energie, die man unweigerlich durch sein Tun in die Welt bringen möchte.“ Er stellt zudem fest, dass wir es erkennen können, wenn unser Gegenüber aus einer Stärke heraus handelt: Die Körperhaltung und die Qualität der Stimme verändern sich und die Person wirkt charismatischer.
Kurz und gut: Wenn es uns gelingt, unsere Stärken in unserem täglichen Leben einzusetzen, hat das eine positive Auswirkung auf unsere Lebenszufriedenheit. Oder andersherum: Gerade dann, wenn eine Stärke sehr ausgeprägt ist, macht es uns unzufrieden, wenn wir sie nicht einsetzen können.
Stärken im Arbeitsleben nutzen
Dasselbe gilt auch für das Arbeitsleben. Deshalb ist sehr sinnvoll, dass wir uns einmal die Frage stellen, inwieweit wir unsere Stärken hier zum Einsatz bringen. Eine Umfrage hat gezeigt, dass lediglich 20 Prozent der Arbeitnehmer das Gefühl haben, ihre Stärken auf der Arbeit einsetzen zu können. Das ist sehr schade, denn Mitarbeiter, die das tun können, sind nicht nur zufriedener. Sie zeigen auch ein stärkeres Engagement und verfügen über ein hohes psychisches Wohlbefinden. Zudem empfinden sie ihren Job häufig als Berufung.
Aber aufgepasst: Stärken können sowohl zu wenig als auch zu viel genutzt werden. Solche, die wir (noch) zu selten nutzen, haben häufig Entwicklungspotenzial, das wir uns anschauen sollten. Wir fördern sie, wenn wir sie gezielt in Situationen einsetzen, in denen sie uns helfen. Nutzen wir eine Stärke hingegen zu oft, büßt sie manchmal ihre Qualität ein. Hinter einer vermeintlichen Schwäche könnte sich also auch eine zu häufig eingesetzte Stärke verbergen!
Generell neigen wir Menschen dazu, eher auf unsere Schwächen, anstatt auf unsere Stärken zu schauen. Das liegt unter anderem daran, dass uns Dinge leichtfallen, wenn unsere Stärken im Einsatz sind und wir die Stärken dann nicht unbedingt wahrnehmen. Außerdem ist die Annahme weit verbreitet, dass persönliche Weiterentwicklung primär über das Ausmerzen von Schwächen stattfindet. Dabei ist es so viel leichter, wenn wir uns auf das konzentrieren, was wir gut können.
Deine Stärken herausfinden
Jetzt fragst du dich sicher, wie du herausfinden kannst, über welche Stärken du verfügst. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zwei davon möchte ich hier kurz vorstellen:
Reflected Best Self (Blickhahn, D. 2015): Die aufwendigere, aber inhaltlich umfassendere Variante, besteht darin, Menschen in deinem Umfeld zu fragen. Dabei kannst du folgendermaßen vorgehen:
- Wähle 10 bis 20 Personen aus, die dich gut kennen. Idealerweise kommen diese Menschen aus unterschiedlichen Kontexten. So erhältst du vielfältigere Ergebnisse.
- Bitte die Personen um ein kurzes, schriftliches Feedback.
- Welche Stärken sieht du in mir? Bitte nenne drei bis vier, die dir spontan in den Sinn kommen.
- Bei welchem Erlebnis oder Ereignis konntest du diese Stärken beobachten? Bitte versuche, mir zu jeder Stärke ein konkretes Beispiel zu geben.
- Filtere aus dem Feedback Gemeinsamkeiten heraus. Dabei kann eine Mindmap hilfreich sein.
- Nimm die so entstandenen Gruppierungen als Grundlage und schreibe mindestens 15 Minuten ohne Unterbrechung aus dem Bauch heraus über dich selbst in der Ich-Form. So entsteht dein Reflected Best Self.
Via-Charakterstärken-Test (value in action): Dieses Testverfahren ist empirisch am stärksten validiert und bezieht sich auf alle Lebenskontexte. Dabei beantwortest du online einen Fragenkatalog. (Das dauert etwa 20 Minuten.) Das Ergebnis zeigt dir die Reihenfolge Ihrer 24 Charakterstärken. Die ersten vier bis sechs Stärken sind am deutlichsten ausgeprägt. Man spricht deshalb auch von Schlüssel- oder Signaturstärken. Auf diese Stärken kannst du in unterschiedlichen Situationen sicher zugreifen. Den Via-Charakterstärken-Test kannst du beispielsweise auf viacharacter.org oder charakterstaerken.org durchführen.
Reflexion der eigenen Stärken
Hast du herausgefunden, was deine Stärken sind, dann kannst du dir die folgenden Fragen stellen:
- Was hast du Neues über dich erfahren?
- Was bedeuten deine Signaturstärken für dich?
- Welche deiner Stärken ergänzen sich gut?
- In welchem Bereich nutzt du deine Signaturstärken (beispielsweise bei der Arbeit, in Ihren Beziehungen und in der Freizeit) schon? Wie kannst du sie dort verstärkt einsetzen oder anders kombinieren?
- Wie helfen dir deine Stärken dabei, positive Emotionen zu erleben? Wie bei Leistung oder der Frage nach dem Sinn?
- Könnten deine Signaturstärken auch Schattenseiten haben? Was kannst du tun, um einem übermäßigen Einsatz vorzubeugen?
Wenn es dir gelingt, deine Stärken häufig und in möglichst vielen Bereichen deines Lebens einzusetzen, so wirkt sich das positiv auf deine Lebenszufriedenheit aus.
Über diese Reihe:
Zufriedene Arbeit speist sich aus unterschiedlichen Quellen. Die Säulen der Arbeitszufriedenheit zeigen dir deine persönliche Hebel für ein erfülltes und zufriedenes Arbeitsleben.
Literatur:
- Biswas-Diener, R. (2010) Practicing positive psychology coaching: Assessment, activities and strategies for success. Hoboken, NJ: Wiley.
- Blickhan, D. (2015) Positive Psychologie – ein Handbuch für die Praxis. Jungfermann Verlag, Paderborn.
- Keller, T. (2017) Persönliche Stärken entdecken und trainieren, essentials, Springer Fachmedien, Wiedbaden.
- Rose, N. (2019) Arbeit besser machen. Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung. Haufe Verlag, Freiburg.
- Rose, N. (2021) Management Coaching und Positive Psychologie. Stärken stärken, sinnvoll wachsen. Haufe Verlag, Freiburg.
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